Worauf achten bei der Besichtigung beim Immobilienkauf?
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Eine Immobilienbesichtigung ist ein entscheidender Schritt beim Kauf oder der Anmietung eines Objekts. Wer sich zu schnell entscheidet, riskiert, später auf versteckte Mängel oder hohe Folgekosten zu stoßen. Eine gut vorbereitete Besichtigung hilft dabei, alle relevanten Faktoren zu prüfen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Oft reicht es nicht aus, nur auf die Optik der Immobilie zu achten – viele Mängel sind auf den ersten Blick nicht sichtbar. Elektrik, Sanitäranlagen, Dämmung und Umgebung sind Aspekte, die ebenso sorgfältig überprüft werden müssen wie die Immobilie selbst. Zudem ist es sinnvoll, sich bereits im Vorfeld mit den wichtigsten Unterlagen auseinanderzusetzen und gezielte Fragen an den Makler oder Vermieter zu stellen. Dieser Beitrag gibt Ihnen einen detaillierten Leitfaden an die Hand, um bei der Besichtigung keine wichtigen Punkte zu übersehen.
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und ersetzt keine rechtliche oder technische Beratung. Die hier aufgeführten Hinweise sind allgemeine Empfehlungen, die je nach Immobilie und individuellen Gegebenheiten variieren können.
1. Wichtige Unterlagen vor der Besichtigung
Eine gründliche Prüfung der relevanten Unterlagen kann viele Fragen bereits im Vorfeld klären. Wer sich frühzeitig mit der Dokumentation auseinandersetzt, kann gezielter auf mögliche Risiken oder Zusatzkosten achten.
Grundbuchauszug einsehen
Der Grundbuchauszug gibt Aufschluss über Eigentumsverhältnisse, eventuelle Grundschulden oder eingetragene Wegerechte. Insbesondere Belastungen wie bestehende Hypotheken oder Vorkaufsrechte können Einfluss auf die Kaufentscheidung haben.
Energieausweis prüfen
Ein hoher Energieverbrauch kann langfristig hohe Kosten verursachen. Der Energieausweis gibt Auskunft darüber, wie effizient die Immobilie ist und ob eine energetische Sanierung notwendig sein könnte. Besonders alte Heizsysteme oder eine schlechte Dämmung können sich negativ auf die Nebenkosten auswirken.
Mietverträge und Nebenkostenabrechnungen prüfen
Wer ein vermietetes Objekt kauft, sollte sich die bestehenden Mietverträge genau ansehen. Hier spielen Faktoren wie die Höhe der Mieten, Kündigungsfristen und bestehende Mietstaffeln eine Rolle. Auch die Nebenkostenabrechnungen der letzten Jahre können Hinweise darauf geben, ob versteckte Kosten zu erwarten sind.
Baugenehmigungen und Modernisierungen
Falls größere Umbauten vorgenommen wurden, sollten entsprechende Baugenehmigungen vorliegen. Besonders wichtig ist dies bei Dachausbauten, Anbauten oder Nutzungsänderungen, da illegale Umbauten später teuer werden können.
2. Fragen an den Makler oder Vermieter

Eine Besichtigung dient nicht nur dazu, sich die Immobilie anzusehen – sie ist die beste Gelegenheit, um gezielt Informationen einzuholen. Der Makler oder Vermieter sollte in der Lage sein, klare und vollständige Antworten auf alle relevanten Fragen zu geben.
Warum wird die Immobilie verkauft oder vermietet?
Diese Frage kann auf mögliche Probleme hinweisen. Ein schneller Verkauf kann auf finanzielle Schwierigkeiten oder unerwartete Mängel hindeuten. Auch häufige Mieterwechsel oder Konflikte in der Eigentümergemeinschaft sind Warnsignale, die nicht unterschätzt werden sollten.
Gibt es geplante oder laufende Sanierungen?
Sanierungen können eine Immobilie aufwerten, aber auch hohe Kosten verursachen. Besonders in Mehrfamilienhäusern sollten Käufer wissen, ob in naher Zukunft größere Modernisierungen anstehen. Maßnahmen wie Dachsanierungen, Fassadendämmungen oder neue Heizsysteme sind teuer und können zu Sonderumlagen führen.
Wie hoch sind die Nebenkosten und Rücklagen?
Die Betriebskosten einer Immobilie sind ein wichtiger Faktor, der oft übersehen wird. Wer eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus kauft, sollte sich über die Höhe des Hausgelds und die Instandhaltungsrücklagen informieren. Gibt es kaum Rücklagen, kann das ein Risiko sein – besonders wenn größere Reparaturen anstehen. Auch versteckte Kosten, etwa für Aufzüge oder Hausmeisterdienste, sollten nicht unterschätzt werden.
Wie ist die Mietersituation in Mehrfamilienhäusern?
Wer eine vermietete Immobilie kauft, übernimmt nicht nur das Gebäude, sondern auch die bestehenden Mietverhältnisse. Wichtig ist, sich über die aktuelle Mieterstruktur zu informieren: Gibt es häufige Mieterwechsel? Gibt es Mietrückstände oder laufende Rechtsstreitigkeiten? Auch das allgemeine Mietniveau sollte geprüft werden – eine zu niedrige Miete kann die Rendite schmälern, während überhöhte Mieten in manchen Regionen ein Risiko für Leerstand darstellen.
Wie ist das Verhältnis in der Eigentümergemeinschaft?
In Eigentumswohnungen spielt die Hausgemeinschaft eine große Rolle. Ein harmonisches Miteinander kann die Wohnqualität erheblich steigern, während Streitigkeiten für anhaltenden Ärger sorgen können. Fragen Sie den Makler oder den Verwalter, ob es in der Vergangenheit Konflikte gab – zum Beispiel wegen lauter Nachbarn, unterschiedlicher Vorstellungen zu Modernisierungen oder Unstimmigkeiten bei den Kostenverteilungen.
Wer gezielt Fragen stellt, kann sich ein umfassendes Bild der Immobilie und ihrer Rahmenbedingungen machen. Viele potenzielle Probleme lassen sich durch kluge Rückfragen frühzeitig erkennen – und verhindern, dass man nach dem Kauf böse Überraschungen erlebt.
3. Wichtige Details in der Immobilie prüfen
Nicht alle Mängel einer Immobilie sind auf den ersten Blick erkennbar. Oft gibt es versteckte Schwachstellen, die erst nach dem Einzug oder der ersten Renovierung sichtbar werden. Daher ist es wichtig, bei der Besichtigung gezielt auf bestimmte Aspekte zu achten, um spätere Überraschungen zu vermeiden.
Wände, Böden und Fenster inspizieren
Feuchtigkeit, Risse oder verzogene Böden können Hinweise auf strukturelle Probleme sein. Besonders in Altbauten sind Risse in den Wänden nicht unüblich – hier muss jedoch unterschieden werden, ob es sich um harmlose Setzrisse oder ernsthafte Bauschäden handelt. Auch Wasserflecken oder Verfärbungen an Decken und Wänden sind Warnsignale, die auf Feuchtigkeit oder frühere Wasserschäden hindeuten können. Fenster sollten gut isoliert sein und sich problemlos öffnen und schließen lassen.
Schallschutz und Wärmedämmung
Eine unzureichende Dämmung kann hohe Heizkosten verursachen. Besonders wichtig ist die Dämmung der Außenwände, des Dachs und der Fenster. Wer sich nicht sicher ist, kann sich im Winter mit der Hand an die Wände und Fensterrahmen lehnen – fühlen sie sich auffällig kalt an, könnte eine schlechte Isolierung vorliegen. Auch der Schallschutz spielt eine große Rolle: Hören Sie Geräusche aus Nachbarwohnungen oder von draußen? Falls ja, könnte das langfristig den Wohnkomfort einschränken.
Raumaufteilung und Lichtverhältnisse
Ein Grundriss mag auf den ersten Blick gut aussehen, aber in der Praxis unpraktisch sein. Prüfen Sie, ob sich die Raumaufteilung an Ihre Bedürfnisse anpassen lässt. Gibt es ausreichend Platz für Möbel? Sind Fenster sinnvoll platziert, sodass genügend Tageslicht in die Räume fällt? Gerade kleine oder ungünstig geschnittene Räume können im Alltag problematisch sein. Auch sollte geprüft werden, ob eine nachträgliche Umgestaltung, etwa durch Wanddurchbrüche oder das Schließen von Türöffnungen, baulich möglich ist.
Eine detaillierte Begutachtung dieser Punkte kann langfristige Probleme verhindern. Wer frühzeitig auf solche Details achtet, vermeidet nicht nur hohe Folgekosten, sondern stellt auch sicher, dass die Immobilie den eigenen Wohnansprüchen gerecht wird.
4. Umgebung und Infrastruktur bewerten

Eine Immobilie sollte nicht nur für sich betrachtet werden – die Umgebung spielt eine ebenso große Rolle. Die Verkehrsanbindung, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote beeinflussen den Wohnkomfort erheblich.
Besonders wichtig ist die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die Erreichbarkeit von Supermärkten, Ärzten und Schulen. Eine Immobilie, die gut an das Stadtzentrum oder wichtige Pendlerstrecken angeschlossen ist, behält langfristig ihren Wert. Auch die Parkplatzsituation kann ein entscheidender Faktor sein – vor allem in dicht besiedelten Gebieten.
Die Lärmbelastung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Was tagsüber ruhig erscheint, kann abends durch Kneipen, Veranstaltungen oder Straßenverkehr sehr laut werden. Eine Besichtigung zu verschiedenen Tageszeiten hilft, ein realistisches Bild zu bekommen.
Nicht zuletzt sollte auch die zukünftige Entwicklung der Gegend berücksichtigt werden. Stadtentwicklungspläne oder anstehende Bauprojekte können die Lebensqualität und den Immobilienwert beeinflussen – sowohl positiv als auch negativ. Ein Blick in den Flächennutzungsplan kann hier Aufschluss geben.
5. Elektrik und Sanitäranlagen überprüfen
Die technische Ausstattung einer Immobilie sollte sorgfältig geprüft werden, da Reparaturen in diesen Bereichen besonders kostspielig sein können.
Elektrik überprüfen
Ein Blick in den Sicherungskasten zeigt, ob die Verkabelung auf einem modernen Stand ist. Veraltete Sicherungen oder wenige Steckdosen pro Raum können auf eine überholte Elektroinstallation hinweisen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann einen Elektriker für eine genauere Prüfung hinzuziehen.
Sanitäranlagen und Wasserdruck testen
Beim Besichtigungstermin sollten alle Wasserhähne geöffnet werden, um den Wasserdruck zu testen. Niedriger Druck kann auf veraltete oder verstopfte Leitungen hinweisen. Auch Heizungsrohre und Warmwasseranlagen sollten kontrolliert werden, da ineffiziente Systeme hohe Betriebskosten verursachen können.
Schimmel und Feuchtigkeit kontrollieren
Besonders in Badezimmern und Küchen sollte genau auf Feuchtigkeitsspuren oder muffigen Geruch geachtet werden. Schimmelbildung kann auf unzureichende Belüftung oder verdeckte Wasserschäden hindeuten, die später teuer behoben werden müssen.
6. Preis-Leistungs-Verhältnis realistisch bewerten

Der Kaufpreis allein sagt wenig darüber aus, ob eine Immobilie wirklich eine gute Investition ist. Um das Preis-Leistungs-Verhältnis realistisch einzuschätzen, ist ein Vergleich mit ähnlichen Objekten in der Umgebung wichtig.
Neben der Lage und dem Zustand der Immobilie müssen auch eventuelle Renovierungskosten berücksichtigt werden. Ein vermeintliches Schnäppchen kann sich schnell als Kostenfalle entpuppen, wenn grundlegende Sanierungen erforderlich sind. Wer große Mängel entdeckt, sollte den Kaufpreis nachverhandeln oder prüfen, ob sich die Investition überhaupt lohnt.
Auch die Entwicklungsperspektiven der Region sind entscheidend. Eine Immobilie in einer aufstrebenden Gegend kann langfristig an Wert gewinnen, während sich Objekte in strukturschwachen Regionen nur schwer weiterverkaufen lassen. Ein fundierter Blick auf den Markt hilft, eine kluge Entscheidung zu treffen.
7. Fazit
Eine gründliche Immobilienbesichtigung ist der Schlüssel zu einer sicheren Investition. Wer sich nicht nur von einem schönen ersten Eindruck leiten lässt, sondern gezielt auf wichtige Details achtet, kann spätere Probleme vermeiden und eine fundierte Entscheidung treffen.
Besonders die Überprüfung der Unterlagen, gezielte Fragen an den Makler oder Vermieter und eine kritische Betrachtung der Immobilie selbst sind essenziell. Neben dem Zustand der Bausubstanz und der technischen Ausstattung sollte auch die Umgebung genau analysiert werden. Verkehrsanbindung, Infrastruktur und zukünftige Entwicklungen können maßgeblich zur Wertbeständigkeit der Immobilie beitragen.
Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis muss realistisch eingeschätzt werden. Ein vermeintliches Schnäppchen kann durch hohe Sanierungskosten schnell teuer werden. Eine umfassende Marktanalyse hilft, den tatsächlichen Wert einer Immobilie einzuschätzen und eine kluge Entscheidung zu treffen.
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