Das Substanzwertverfahren

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Das Substanzwertverfahren ist eine bedeutende Methode zur Immobilienbewertung, die besonders bei der Bewertung von selbstgenutzten und spezialisierten Immobilien Anwendung findet. Im Gegensatz zu anderen Bewertungsverfahren, die sich stark auf Erträge oder Marktvergleiche stützen, konzentriert sich das Substanzwertverfahren auf die physischen Bestandteile einer Immobilie. Dies macht es zu einem unverzichtbaren Instrument für Eigentümer und Investoren, die den materiellen Wert ihrer Immobilien genau erfassen möchten. Dieser Blogbeitrag zielt darauf ab, Ihnen ein umfassendes Verständnis des Substanzwertverfahrens zu vermitteln: von der Definition und Berechnung des Substanzwerts bis hin zu den spezifischen Anwendungsfällen und den Vor- und Nachteilen dieses Verfahrens. Durch fundierte Informationen und klare Erläuterungen sollen Immobilieneigentümer in der Lage sein, fundierte Entscheidungen über die Bewertung und den Wert ihrer Immobilien zu treffen.

Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Artikel keine Rechtsberatung darstellen und nicht als solche ausgelegt werden sollten. Der Inhalt dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und kann die individuelle Beratung durch einen qualifizierten Fachmann nicht ersetzen. Die FeSt Haus- & Grundstücksverwaltung übernimmt keine Haftung für Handlungen, die auf der Grundlage der hier bereitgestellten Informationen erfolgen.

 

1. Was ist der Substanzwert einer Immobilie?

Der Substanzwert einer Immobilie stellt den Wert dar, der sich aus der Summe der aktuellen Marktwerte aller physischen Bestandteile eines Gebäudes und des Grundstücks ergibt. Er berücksichtigt den aktuellen Zustand und die Qualität der baulichen Anlagen sowie die Wiederbeschaffungskosten, die nötig wären, um die Immobilie in einem vergleichbaren Zustand neu zu errichten. Im Wesentlichen spiegelt der Substanzwert den materiellen und tatsächlichen Wert der Immobilie wider, unabhängig von Ertrags- oder Vergleichswerten.

Die Berechnung des Substanzwerts erfolgt durch die Addition des Werts des Grundstücks und des Werts der baulichen Anlagen abzüglich eventueller Abnutzungen und Wertminderungen. Diese Methode ermöglicht eine genaue Bewertung der physischen Vermögenswerte, die besonders relevant ist, wenn es keine vergleichbaren Markttransaktionen gibt oder die Immobilie primär für den Eigenbedarf genutzt wird.

 

2. Wann wird das Substanzwertverfahren angewendet?

Wann wird das Substanzwertverfahren angewendet?

Das Substanzwertverfahren wird vor allem in Fällen angewendet, in denen die Immobilie nicht ertragsorientiert genutzt wird oder es an vergleichbaren Verkaufsdaten mangelt. Typische Anwendungsfälle sind:

 

Eigennutzung:

Immobilien, die vom Eigentümer selbst genutzt werden, wie Einfamilienhäuser oder exklusive Villen, profitieren von dieser Methode. Hier steht der materielle Wert der Immobilie im Vordergrund, da keine Miet- oder Pachteinnahmen zur Bewertung herangezogen werden können.

 

Spezialimmobilien:

Gebäude mit speziellen Nutzungen, wie Fabriken, historische Bauwerke oder auch bestimmte Gewerbeimmobilien, fallen ebenfalls in diese Kategorie. Für solche Immobilien gibt es oft nur wenige vergleichbare Markttransaktionen, was das Substanzwertverfahren zur bevorzugten Bewertungsmethode macht.

 

Nicht-ertragsorientierte Immobilien:

Objekte, bei denen die Ertragskraft nicht im Vordergrund steht, wie Ferienhäuser oder landwirtschaftliche Gebäude, werden ebenfalls häufig durch das Substanzwertverfahren bewertet. Hier sind es eher die bauliche Substanz und der Grundstückswert, die den Gesamtwert der Immobilie bestimmen.

Das Substanzwertverfahren eignet sich auch, wenn eine Immobilie aufgrund von besonderen Ausstattungen, außergewöhnlichem Design oder spezifischen Bauschäden schwer mit anderen Objekten vergleichbar ist. Durch die detaillierte Bewertung der baulichen Substanz und des Grundstückswerts kann eine fundierte und faire Einschätzung des Immobilienwerts erzielt werden, die den individuellen Eigenschaften und dem Zustand der Immobilie gerecht wird.

 

3. Wie berechnet man den Substanzwert?

Wie berechnet man den Substanzwert?

Die Berechnung des Substanzwerts einer Immobilie erfolgt in mehreren Schritten:

 

3.1 Ermittlung des Bodenwerts

Der Bodenwert wird anhand des aktuellen Marktwerts des Grundstücks bestimmt. Dieser Wert kann durch Bodenrichtwerte oder vergleichbare Grundstücksverkäufe in der Umgebung ermittelt werden. Bodenrichtwerte werden oft von den örtlichen Gutachterausschüssen veröffentlicht und geben einen Anhaltspunkt für die durchschnittlichen Grundstückspreise in bestimmten Lagen. Alternativ kann auch der Vergleich mit ähnlichen Grundstücksverkäufen in der näheren Umgebung eine gute Grundlage für die Ermittlung des Bodenwerts bieten.

 

3.2 Bewertung der baulichen Anlagen

Hier wird der Wert der bestehenden Gebäude und baulichen Anlagen auf dem Grundstück ermittelt. Dazu werden die Wiederbeschaffungskosten berechnet, also die Kosten, die anfallen würden, um das Gebäude in gleicher Art und Qualität neu zu errichten. Diese Berechnung berücksichtigt die Baukosten, die für ein vergleichbares Neubauprojekt notwendig wären, einschließlich Material- und Arbeitskosten sowie Planungskosten.

 

3.3 Abschreibung

Von den ermittelten Wiederbeschaffungskosten wird die Wertminderung durch Abnutzung abgezogen. Dies kann durch die Berücksichtigung des Alters und des Zustands der Immobilie geschehen. Je älter das Gebäude und je mehr es genutzt wurde, desto höher ist die Abschreibung. Der Zustand der Immobilie spielt hierbei ebenfalls eine wichtige Rolle, da gut gepflegte Gebäude eine geringere Abschreibung erfahren als solche mit sichtbaren Mängeln und Abnutzungserscheinungen.

 

3.4 Zusammenführung der Werte

Der Substanzwert ergibt sich aus der Addition des Bodenwerts und des Zeitwerts der baulichen Anlagen nach Abschreibung. Diese Methode ermöglicht eine detaillierte Bewertung der physischen Bestandteile der Immobilie, unabhängig von Erträgen oder vergleichbaren Marktpreisen. Der Substanzwert bietet somit eine solide Grundlage für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen und reflektiert den tatsächlichen materiellen Wert der Immobilie.

Diese Schritte sorgen für eine präzise und umfassende Bewertung, die sowohl den Marktwert des Grundstücks als auch den Wert der baulichen Anlagen und deren Abnutzung berücksichtigt. So entsteht ein genauer Substanzwert, der die physische Beschaffenheit der Immobilie realistisch abbildet.

 

4. Kann der Substanzwert negativ sein?

Der Substanzwert einer Immobilie kann theoretisch nicht negativ sein, da er auf den physischen Werten des Grundstücks und der baulichen Anlagen basiert. Selbst wenn ein Gebäude stark abgenutzt oder beschädigt ist, bleibt der Bodenwert erhalten, und dieser kann nicht negativ werden.

In extremen Fällen, wenn die Kosten für die Beseitigung von Schäden oder Altlasten die Werte der Immobilie übersteigen, könnten solche Aufwendungen die Attraktivität und den Marktwert erheblich mindern. Dennoch bleibt der Bodenwert als positiver Bestandteil erhalten, was einen negativen Substanzwert ausschließt.

Der Substanzwert berücksichtigt immer den Restwert des Grundstücks und der darauf befindlichen Bauten nach Abzug von Abnutzung und eventuellen Mängeln. Daher bleibt dieser Wert immer positiv oder bestenfalls null, wenn der Wert der Bauten durch Schäden vollständig gemindert ist.

 

5. Welche Vor- und Nachteile hat das Substanzwertverfahren?

Welche Vor- und Nachteile hat das Substanzwertverfahren?

Das Substanzwertverfahren bietet eine objektive Bewertung, da es auf den tatsächlichen Herstellungskosten und dem aktuellen Zustand der Immobilie basiert. Diese Methode ist transparent und nachvollziehbar, was das Vertrauen in die Bewertung erhöht. Besonders geeignet ist es für Immobilien mit wenigen Vergleichswerten oder speziellen Bauweisen, wie historische Gebäude oder spezielle Gewerbeimmobilien. Langfristig liefert es stabile Bewertungen, da es nicht von kurzfristigen Marktentwicklungen beeinflusst wird.

Ein wesentlicher Nachteil ist jedoch der fehlende Bezug zum aktuellen Immobilienmarkt, da Angebot und Nachfrage nicht berücksichtigt werden. Die Datenerhebung ist aufwändig und erfordert detaillierte Informationen und Fachwissen, was zeit- und kostenintensiv sein kann. Für renditeorientierte Immobilien, bei denen die Ertragskraft im Vordergrund steht, ist das Substanzwertverfahren weniger geeignet. Die Abschätzung der Wertminderungen durch Abnutzung und Alterung kann schwierig und subjektiv sein, was die Vergleichbarkeit erschwert. Zudem wird der Bodenwert oft vernachlässigt, was insbesondere in Regionen mit stark schwankenden Bodenpreisen problematisch sein kann.

Insgesamt eignet sich das Substanzwertverfahren gut für eine objektive Bewertung auf Basis der Herstellungskosten, ist aber weniger geeignet für eine marktnahe Bewertung oder für renditeorientierte Immobilie

 

6. Welche Verfahren gibt es sonst noch?

Neben dem Substanzwertverfahren existieren weitere Bewertungsverfahren, die je nach Immobilientyp und Zweck unterschiedlich geeignet sind.

Das Vergleichswertverfahren basiert auf dem Vergleich der Immobilie mit ähnlichen, kürzlich verkauften Objekten in vergleichbarer Lage. Es eignet sich besonders für Wohnimmobilien wie Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen, da hier oft ausreichende Vergleichsdaten vorliegen.

Das Ertragswertverfahren wird vor allem bei renditeorientierten Immobilien wie Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien verwendet. Hierbei wird der Wert auf Basis der zu erwartenden Erträge ermittelt, indem Mieteinnahmen, Betriebskosten und Kapitalisierungszins berücksichtigt werden.

Das Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF) eignet sich für große Investmentprojekte und Gewerbeimmobilien. Es prognostiziert zukünftige Zahlungsströme, die auf den Bewertungszeitpunkt abgezinst werden, und bietet eine detaillierte Analyse der langfristigen Ertragskraft.

 

7. Fazit

Fazit

Das Substanzwertverfahren bietet eine objektive und leicht nachvollziehbare Methode zur Bewertung von Immobilien, insbesondere wenn diese keine regelmäßigen Erträge generieren. Es eignet sich hervorragend für spezielle Nutzungsarten und bleibt weitgehend unbeeinflusst von Marktschwankungen. Allerdings berücksichtigt es nicht das Ertragspotenzial der Immobilie und kann bei Marktveränderungen ungenaue Ergebnisse liefern.

Für eine umfassende Immobilienbewertung ist es sinnvoll, das Substanzwertverfahren mit anderen Bewertungsmethoden zu kombinieren. Das Ertragswertverfahren, das Vergleichswertverfahren und das Sachwertverfahren bieten jeweils unterschiedliche Perspektiven und können helfen, ein vollständiges Bild des Immobilienwerts zu erhalten.

Wenn Sie Unterstützung bei der Bewertung Ihrer Immobilie benötigen oder Fragen zum Substanzwertverfahren haben, zögern Sie nicht, uns bei der FeSt Haus- & Grundstücksverwaltung zu kontaktieren. Wir stehen Ihnen mit unserer Expertise gerne zur Seite und helfen Ihnen, den optimalen Wert Ihrer Immobilie zu ermitteln.

 

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